William Tucker
ab 01.05.2018

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Der 1935 als Sohn eines englischen Offiziers in Aegypten geborene William Tucker ist einer der führenden Vertreter der englischen Skulptur nach Henry Moore. Tuckers Karriere nahm einen ungewöhnlichen Verlauf: In den 1960er Jahren etablierte er sich in England mit seinem abstrakten konstruktiven Werk als einer der führenden Bildhauer. 1972 stellte Tucker im englischen Pavillon an der Biennale von Venedig aus. Mit The Language of Sculpture veröffentlichte er 1974 ein einflussreiches Werk zur Skulptur des 20. Jahrhunderts. Ende der 1970er Jahre siedelte Tucker in die Vereinigten Staaten über und baute sich erst in Brooklyn, dann in einer abgelegenen Ortschaft in Massachusetts ein Atelier auf. Hier lebt und arbeitet er noch heute.

Der Neuanfang in den USA liess Tucker zu den Grundlagen der Skulptur zurückkehren, und er begann damit, figürliche Formen zu modellieren. Es sind Werke, die von faustgrossen Lehmklumpen ausgehen und monumentale Dimensionen erreichen. Sie bewahren in sich den heiklen Moment des Übergangs von der trägen, amorphen Masse, aus der sie geschaffen sind, zur lesbaren Figur. Ihre archaische Kraft evoziert Stationen der Skulptur von der Antike über Degas und Rodin bis zu Alberto Giacometti. Dieses beeindruckende Spätwerk, das lange Zeit nur in den USA zu sehen war, wurde 2013 im Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal, 2015 im Museo de Bellas Artes in Bilbao, 2016 im Kunstmuseum Winterthur gezeigt.

“Ich habe Jahre gebraucht, um Rodin schätzen zu lernen”, schrieb Tucker, “und seine Skulpturen wecken in mir immer noch ein Gefühl des Unbehagens, das ich bei Degas nie empfand. Heute verstehe ich es jedoch als Stärke, dieses Annehmen des Seltsamen, des Hässlichen und Missgestalteten als Ergebnis des Modellierens, das in seiner reinsten Form eine direkte Energieübertragung aus dem menschlichen Körper in die Materie ist, ohne jede Vermittlung durch Werkzeuge, ohne Zensur durch das Auge oder Gehirn.”

Die Ausstellung in der Boehm Chapel in Hürth bei Köln zeigt eine Gruppe von monumentalen Bronzeskulpturen aus den letzten Jahren.